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Der März 2023!

Unser Feature ist Emil Kaschka: Übernacht beim Küssen ist es Winter geworden, WG Zimmer werden kleiner und teurer, Zähne putzen vor dem Guten Morgen Kuss, alles was man macht, hat Wien schon mal gesehen.
Basquel Am Vormittag hat sie was erlebt, am Abend schon ein neuer Text. lepschi heißt besser lernen wir und allerhand über die Jugend. Jedenfalls: „behalte deine Stimme!“ -> 22 Punkte, der Einsatz von Mehrsprachigkeit hat sich gelohnt
Florian: hat eigentlich spontan mitgemacht, der beste Blick, so sagt er, ist Richtung Sonne. lass Zweifel fallen und Drachen steigen -> 22 Punkte
O.G. Eye stellt eine wichtige Frage: „Wie lange kann mich dieser Reim tragen?“ -> 24 Punkte
Sunny Angstanalyse: „wir fürchten uns oft vor den falschen Sachen“, als Beispiel nennt sie die Ornitophobie: wenn ich eine Taube sehe, gehe ich ganz oft panisch vorbei -> 21 Punkte
Robert aus Bockfließ: Fastenzeit, Pfarrhaus, Suppen, dann noch ein Dialektwort: Er ist aus dem Weinviertel angereist -> 26 Punkte
Barbara : das besondere ist das Hände halten, die Liebe in der Ferne, schlecht ist das weiße Blatt, „was du willst, will ich nicht“, „ich drücke auf Sent bei den Nachrichten an dich“, ein Sehnsuchtstext, so scheint es -> 21 Punkte
Sofie so real: „ich wünschte das Leben wäre fair“, „wie wäre es, liebevoll zuzusehen, statt das Urteil zu pflegen“ -> 25 Punkte
Lilo: Gespräch mit Therapeuten, bei dem Lilo mal war und dann nie wieder -> 28 Punkte
Sebastian + Nelson: Mitmachelement und allerhand über die MA 35, E-Card, Obdachlosenheim, es gibt einen Cliffhanger, weil die Zeit ist aus -> Punkte hab ich leider nicht notiert, ups
Moritz der Binnenreim fiel ihm ein, er wechselt das Reimschema immer dann, wenn der Text stoppt
Duncan aus dem Ruhrgebiet, Gesetze gibt es hier auch, „das ist meins, dir ist keins“, Purduktionsmittel. rot ist eine andere Farbe als blau -> Punkte nicht notiert, aber ab ins Finale!

Davor aber nochmals unser Feature Emil Kaschka, macht seinen Text über den Vollmond und Werbung für die Slamanthologie am Büchertisch!
Im Finale ist Sofie so real: instagram, augenblicklich erdrücken 1000 g Zweifel, perfekte Paare, Rezepte, New Age Hexe ….
Im Finale ist Duncan, alleine unterwegs, Gedanken begleiten ihn, alles das ist real, was ich täglich sehe und eine Einsicht: Wenn man will, reimt sich Metapher auf einfacher. Yes!
Im Finale ist Lilo: Wg mit Oma. ich bin die Neue, die Veränderung, davor hat hier ein Pärchen gelebt. „Meine Waffe ist Geduld und ich bin geladen!“

Euer Applaus hat entschieden, but truely: The points are not the point, the point ist poetry!

Bilinguale Moderation und sonst auch maximale Leiwandness – 28. Jänner 2023

Der erste Textstrom Poetry Slam 2023 – und das gleich mit bilingualer Poesie-Power-Moderation-Premiere: Katharina Wenty und Sergio Garau führen abwechselnd auf Deutsch, Englisch und Italienisch durch den Abend und hin und wieder tauchen sogar portugiesische und spanische Wörter auf! Pablo von der Brunnenpassage muss zwei extra Stuhlreihen aufstellen, weil so viele Zuschauer*innen gekommen sind, um dem Strom von Texten zu lauschen.
Eingeheizt wird – und das ordentlich – von niemand geringerem als der ungarischen Staatsmeisterin sowie Finalistin der Europa- und Weltmeisterschaft im Poetry Slam: Gyenge Veroni. Sie ist Angehörige der ungarischen Minderheit in der Slowakei und rappt auf Englisch, Slowakisch und Ungarisch über Selbstzweifel und -liebe: I am a woman, try to count my personalities, baby / I was 23 when I found out that equality refers to me as well, that I can be successful until I am not more successful than a man / Mad mademoiselle Vee is in da town, I am ready for the fight, just hold my gown / WELCOME IN THE WORLD OF WOMANPOWER!
Tosender Applaus, Standing Ovation – und das schon am Anfang. Hui, dieser Textstrom-Auftakt ist krass.
Startnummer 1 ist Judith Reimitz und ihr Text „let me be“ knüpft inhaltlich wunderbar an den zuvor gehörten Rap von Gyenge Veroni an. Sie will weitermachen und siegen, die Welt entdecken, Salsa tanzen, aber v.a. will sie sich selbst reichen.
Danach Justyna, die nicht wirklich kinderaffin ist, aber ein Kind hat, und einen Hund haben wird – Hunde spüren nämlich den Blues.
Barbarina hat sich eine Minute vor Veranstaltungsbeginn noch entschieden mitzumachen, und slammt nun selbstbewusst wie ein Profi. Es geht um ungute Kommentare und Cat Calls, die sie barsch in den Raum wirft und allen kurz die Luft wegnimmt. Geh scheißen und dann Utopie, Love, Peace und Harmonie.
Sunny macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt. Unfehlbar wie der Papst legt sie einen Lifestyle wie Pippi Langstrumpf hin, ist plötzlich everybody’s darling und will zum Ball gehen.
Endlich mal wieder als Poetin auf der Textstrom-Bühne – und dann auch noch mit Textpremiere: Yasmo! Und wie wir sie vermisst haben (und sie uns auch!). Sie nimmt uns mit zu jenen Zeiten, in denen sie sich mit Slam ihre Miete finanziert hat, inzwischen lebt sie aber als Autorin, die meistens jedoch Emails schreibt. Außerdem ist sie mittlerweile zweiunddreißig Jahre alt – da sagt man Partys auch mal ab, um zuhause Netflix zu schauen. Und man liest den Wirtschaftsteil in der Zeitung, die man nun auch tatsächlich abonniert hat. Die Zukunft ist keine Wundertüte mehr!
Spontan vor Veranstaltungsbeginn angemeldet hat sich auch Moritz, der einen Text über Leute mitgebracht hat. Leute lassen Leute leiden. Leute fragen sich warum. Leute suchen nach dem Hohn. Und vor allem gefällt dieser Text den Leuten in der Brunnenpassage.
Und die letzte Starterin vor der Pause nimmt uns lyrisch an der Hand. Lilli Bloom reimt von Sommersprossen und Selbstständigkeit, von Flöckchentanz, nein Flöckchenkatzentanz, und Augenzwinkern.

Das Publikum will explizit ein Fünfer- statt dem üblichen Dreierfinale, vorher heizt aber Feature Gyenge Veroni noch einmal richtig ein. Es geht um die Rache der Klitoris, darum, Essen zu verstecken und Pussies zu lecken. Die eine Hälfte des Publikums ist geschockt und applaudiert sichtlich verwirrt, aber höflich, die andere Hälfte kreischt vor Liebe.
Yasmo eröffnet danach mit einem Zitat von Brecht, es wird keine Sieger mehr geben, sondern nur mehr Besiegte, es wird keine Verlier mehr geben, sondern nur mehr Verlorene. Es geht um drei, die in eine Bar gehen. Die drei sind austauschbar, mal ist das Klischee dabei, dann eine Generation, die einen Kredit aufnimmt und ihn auch zurückzahlt. Am Ende gehen Unsicherheit, Leistungsdruck und Ungewissheit in eine Bar, man weiß nicht was sein wird, aber wenn wir schon untergehen, dann politisch korrekt.
Moritz hat ein englisches Gedicht aus der Perspektive eines alten, armen Röhrenfernsehers geschrieben. Turn me off and turn me on, my time was there and now it’s gone.
Barbarina spricht eine Triggerwarnung für das Thema Burnout aus: wir brennen aus, die Flamme war zu heiß, rund um uns nur Rauch, weißt du, was das heißt, wir müssen aus den Mustern raus. Die Leistungsgesellschaft ist schuld an der Volkskrankheit Burnout, das Fass ist über den Kopf gewachsen.
Justynas beginnt mit den Worten „es menschelt“ und dann kommen Zahlen. Viele Zahlen. Denn nicht einmal 0,001% (?) der Weltbevölkerung lebt in Österreich, aber wenn die gesamte Weltbevölkerung in Österreich lebe, hätte jeder Mensch 10m². Das gibt zum Denken auf. Die Erde frisst uns vor dem Frühstück, nein als Mitternachtssnack. Worauf will sie aber hinaus? Naja, dass wir endlich besser werden!
Judith Reimitz’s Text trägt den Titel „Woher ich komme und wohin ich gehen will“. Sie ist in einer Zeit geboren, in der sich die Mägen wieder füllen durften, und in der Kontrolle und Hygiene zum Trend wurden. Eine Zeit, in der geredet wurde von „du solltest, du müsstest, besser wäre es …“ Körper und Seele verlangen nach süß und salzig, Kakao tröstet über Kummer hinweg, Kaffee verlangt nach Kuchen und Stress braucht Nervennahrung. Sie entlässt uns mit dem Rat achtsam den inneren Kompass auszurichten.
Es gibt drei strahlende Drittplatzierte, Barbarina freut sich über den zweiten Platz und Gewinnerin Yasmo wird vom Publikumsapplaus förmlich umgeworfen. Es war wunderschön mehrsprachig frauenstark, und wir können schon jetzt den nächsten Termin am 25. Februar kaum erwarten!
textstrom Jänner 2023

Diesen sehr herzlichen Nachbericht hat übrigens Katharina Wenty geschrieben, die auch die tollen Fotos gemacht hat! 1000 Dank!