Nach 12 Jahren textstrom im rhiz machen wir einen Lokalwechsel. Wir verraten noch nicht wohin. Aber im März geht es weiter. Am Mittwoch, den 25. Jänner 2017 allerdings fand ein würdiger letzter Poetry Slam im rhiz statt.
14 Poetinnen und Poeten auf der Liste – Ehrensache, dass alle dran kamen. Das Publikum war zahlreich und aufnahmebereit wie immer – Danke an euch! Das Textstrom-Team war zu vier Fünfteln vorhanden, nur die Gründerin des textstrom Poetry Slams Mieze Medusa musste leider das Bett hüten. Es wurde ihr ein mitfühlendes Ohhh über den Gürtel nach Ottakring geschickt, ein Ohhh, das gute Besserung und auf Wiedersehen in der neuen Location hieß. Ein besonderer Slam verlangt nach einem besonderen Opferlamm. Kirmes Hanoi – Vizemeister des Team-Ö-Slams 2016 verrieten: Geschichte wird von den Gewinnern geschrieben, Wahrheit ist eine Meinung und Meinung eine Bitch. Das Publikum war der Meinung, dass das ganz großartig war. Die Jury traute sich noch nicht, alles zu geben, blieb sich dann aber über zwei Vorrundenstunden treu. LOB! Yasmin und Markus moderierten die Vorrunde, Clara und Adina übernahmen nach der Pause – in der, nochmal LOB, großzügig gespendet wurde.
Die Ehre der Nummer 1 traf Teresa Hozza. Unter dem Motto „Mehr Stoff fürs gleiche Geld“ berichtete sie vom Schlussmachen zu Silvester, von der Lust am Bügeln und der Süße von Kellnern im Europa beziehungsweise Zwieback. Stefanie ließ sich vom Women-March inspirieren, hat aktuelle Ereignisse verarbeitet und dafür eine Sprache gefunden: This is for the people. This is called evolution!
Osama wiederum machte den Abschied vom rhiz zum Thema. Er propagierte, dass alles kunst sei, aber auch alles leer. Wels leer. Linz leer. Rhiz leer. Die Menschen mochten diese Leere. Die Menschen mochten aber noch mehr, was Anna über Rhabarbara und Maronika zu sagen hatte. Eine verzwiebelte Angelegenheit mit Rettich in Sicht und einem Quinoaabend: Always olive in yourselfe. Mit 32 Punkten gurkte sie damit ins Finale.
Elias Hirschl setzte mehr auf Fleisch, auf Menschenfleisch. Er präsentierte das Programm der Konservativ Kannibalistischen Partei KKP und verputzte selbst Gott in Comic Sans. 33 Punkte!
Ulli Hammer wiederum hatte zwar auch einen Menschen zum Fressen gern, dieser aber war unerreichbar. Du bist irgendwo weg, ich da, hieß es da und: Ich bin nicht, ich war. Schön. Dann ging’s um Hassposting-Recherche. Janea berichtete von der heteronormativen Kackscheiße rund um den weiblichen EM-Fußballspiel-Kommentar auf ZDF. Das Publikum wählte Penis als Stichwort und Speichermedium für den Text. Tom aus Graz wiederum erzählte von drei Wärtern, einem Gefangenen und einem Hirschen mit Salzlecksteinsucht, eine Geschichte in ORF-Landkrimi-Manier. Valerie machte es kurz und Randsteine zum Thema, es ging um Stürze, um die Härte von Beton und den Geschmack von Kieselsteinen im Mund. Christl Meth warf eine ergreifende Oma-Ode ins Publikum. Oma strickt Handytascherln und beschert jede Menge gute Erinnerungsmomente.
Philipp Quell fragte sich, was denn bitteschön Moral sei und wo diese endete. Eine synaptische Diät, mit der er es knapp nicht ins Finale schaffte. Keine Diät ist Schmetterlinge speiben, wusste Darling. Sie suchte einen LAP mit Potenzial für synchronen Verfall. Alice Reichmann – die Kuchen mitgebracht hatte – Danke – gab auf bewährte Art Einblick in ihre Wien-Welt. Da ging’s um Weed um Straßencredabilität, um das falsch Aussprechen und Rauchenwollen von Joints und ums Zerlegen, Mann. 35 Punkte – Höchstwertung des Abends! Theresa Wagner beschloss die 14er Vorrunde mit einem Kapitalismus-Hochamt: Verzins uns unsere Schulden, wie auch wir verzinsen unseren … Punktestand 32 – Finale.
Pause. Musik von Yasmin. Freude. Finale.
Clara macht einen neun Jahre alten Text – nicht der allererste, aber fast. Adina ist halb so lang dabei. Yasmin feiert 10jähriges textstrom-Jubiläum. Ja, Jubiläen statt Abschied. Machen wir es kurz. Theresa stellte fest: Ich bin jetzt Establishment. Anna demonstrierte anhand von Grenaggen die Kraft des Pinzgauer Dialekts. Elias präsentierte die verschrobenen Arbeiten des Literaturwissenschaftlers Nowak, Stichwort: Egger ist das Schwechater unter den Bieren. Und Alice schließlich führte vor, was man sich unter einem Bad Boy vorzustellen hat. Brainfuckbrakedown total! Alice Reichmann gewinnt den letzten textstrom Poetry Slam im rhiz, alle anderen auf Platz zwei. Dann legte Yasmin auf, bis wir (sanft) rausgeschmissen wurden. Es wurde getanzt, getrunken, gelacht. Wir sagten zum Abschied laut: Po-po-po-Poetry Slam!
So fast Papa-Slam Markus Köhle den letzten textstrom im rhiz zusammen!